Wann immer ein neues Produkt entwickelt wird, kommt früher oder später die Frage nach dem passenden Logo auf. Unsere Welt ist voll von Logos. Unser Gehirn ist regelrecht darauf trainiert, Logos zu erkennen und das Produkt entsprechend dem Logo einzuordnen. Gerade für hochpreisige Produkte ist das Logo das entscheidende Alleinstellungsmerkmal, um sich von vergleichbaren Produkten abzugrenzen und den höheren Preis zu rechtfertigen.
Die Ausgangslage
Bei InnoGames hatte ich die Aufgabe, ein Logo für das Spiel Tribal Wars 2 zu gestalten.
Tribal Wars 2 ist der Nachfolger des erfolgreichen Spiels Die Stämme (englisch: Tribal Wars) – die erste (und sehr erfolgreiche) Entwicklung von InnoGames.

Die wichtigste Forderung an das neue Logo für Tribal Wars 2 war die Wiedererkennbarkeit. Aus nachvollziehbaren Gründen (Marketing) sollten Spieler sofort erkennen, dass es sich um den Nachfolger zu Tribal Wars handelt. Das Tribal Wars-Logo ist simpel aufgebaut. Es besteht lediglich aus goldener Schrift. Beim Font handelt es sich um die Fraktur „Lucida Blackletter“ – in meinen Augen ein schwieriger Font für ein Logo. Der Schlagschatten und die erhöhte Laufweite machen es nicht besser.
Entwurfsphase
Sei’s drum. Ich fing wie üblich mit verschiedenen Entwürfen an. Noch nicht ausgearbeitet, aber auch nicht zu simpel, denn der Auftraggeber ist meistens kein Grafiker, soll sich aber trotzdem ein gutes Bild davon machen können, wie das Logo final aussehen wird.

Wie man an den Entwürfen sehen kann (hier nur eine Auswahl), war ein Untertitel angedacht. Dieser wurde aber später verworfen. Bei fast allen Entwürfen habe ich ein sogenanntes „Klingelschild“ verwendet. Diese Platte dient dazu, das Logo auf jedem denkbaren Untergrund klar erkennbar positionieren zu können. Mit dem Tribal Wars-Logo gab es in dieser Hinsicht immer wieder Probleme auf unruhigen Hintergründen. Man ist dann gezwungen, mit optischen Tricks (z. B. Schatten oder Schein) das Logo hervorzuheben, was selten überzeugend aussieht.
Die Finalisierung
Die Projektleitung entschied sich dann für den unteren Entwurf der mittleren Spalte. Für mich damals eine etwas unglückliche Wahl, weil andere Entwürfe optisch einzigartiger waren (was dann zu einer besseren Wiedererkennbarkeit geführt hätte). Aber der Kunde ist natürlich König und es lag an mir, aus dem Entwurf das bestmögliche Logo auszuarbeiten. Und so sieht es aus:

Wer genau hinschaut, sieht, dass ich das „T“ von Tribal ein wenig verändert habe. Das ursprüngliche „T“ des Lucida Blackletter-Fonts sah immer ein wenig wie ein „C“ aus. Hier bot sich nun die Chance einer unauffälligen Optimierung. Außerdem habe ich die Schrift-Laufweite normalisiert, so dass die Buchstaben nicht mehr so verloren wirken. Die Platte hinter der Schrift ist reichhaltig verziert. Die Kettenhemd-Textur verstärkt den Eindruck, dass wir es hier mit einem Spiel im Mittelalter-Setting zu tun haben. Den Schriftzug habe ich mit einer bronzefarbenen Kontur aufgewertet. Passt! Ich war mit dem Ergebnis zufrieden, der Kunde auch… aber dann doch nicht ganz. Das passiert immer wieder mal und ist menschlich. Das Marketing hatte letztendlich Bedenken, dass der Betrachter das Logo als „Tribal II Wars“ lesen könnte. Als Profi muss man das gelassen sehen und das Logo überarbeiten.
Das wirklich finale Logo sieht so aus und wird auch bis heute verwendet:

Auch mit diesem Logo bin ich nach wie vor zufrieden, obwohl das Logo durch den schmalen Schild im unteren Bereich ein wenig kopflastig wirkt. Das lässt sich aber meistens leicht ausgleichen, indem man das Logo bei Bedarf ein wenig tiefer platziert.
Was ich aus dem Projekt gelernt habe
Wie immer bei Auftragsarbeiten ist der regelmäßige Schulterblick mit dem Kunden essenziell. Befindet man sich noch auf Zielkurs oder ist man zwischenzeitlich abgedriftet? Der Kunde trägt die Verantwortung und ist dementsprechend zurückhaltend, wenn man ihm eine „tolle Idee“ vorschlägt. Kreative können das manchmal nicht nachvollziehen, aber es ist wichtig, dass man sich in den Kunden hineinversetzt und seine Vorstellungen ernst nimmt. Dabei geht es nicht darum, dass man dem Kunden einfach stumpf das serviert, was er sich wünscht, sondern um sinnvolle, realistische Verbesserungsvorschläge, die dann auch gerne angenommen werden.