Angebot und Nachfrage

Gerade habe ich gelesen, dass dieses Jahr die Bilanz der Spargelbauern in Niedersachsen bescheiden ausfällt. Teilweise wurde der Spargel auf einem Drittel der Felder nicht geerntet, um Kosten zu sparen. Jetzt könnte man meinen, dass die Preise für Spargel wohl zu hoch sind. Würde man den Spargel günstiger anbieten, würde das doch ganz bestimmt die Nachfrage steigern. Wo ist also das Problem?

So einfach ist es natürlich nicht. Erst ab einem bestimmten zu erzielenden Preis pro Kilogramm Spargel lohnt es sich überhaupt, diesen zu ernten. Darunter zahlen die Bauern drauf und deshalb ist die logische Konsequenz, den Spargel gar nicht erst (sehr aufwändig) zu ernten, weil es günstiger ist, ihn auf den Feldern verrotten zu lassen.

Genauso verhält es sich auch mit Dienstleistungen. Sinkt der Stundenlohn einer bestimmten Dienstleistung unter ein gewisses Niveau, lohnt es sich nicht mehr, diese Dienstleistung anzubieten. Womit wir beim leidigen Thema Stundensätze von freiberuflichen Grafikern, Programmierern und anderen Dienstleistern der Medien- und IT-Branche sind. Worum bekommt man z. B. keinen professionellen, freiberuflichen Grafiker zum Stundensatz von 30 EUR netto? Weil sich dann die Freiberuflichkeit nicht mehr rechnet und es erheblich lukrativer wäre, eine Festanstellung anzutreten.

Freiberuflichkeit muss sich rechnen

Wir erinnern uns: als Freiberufler muss man neben Steuern auch Krankheit, Pflege, Rente, Arbeitslosigkeit, Fortbildung, Hardware, Software, Büro, Auto und vieles andere einkalkulieren. Ein paar Tage Urlaub im Jahr möchte man sich eventuell auch als Freiberufler gönnen. Deshalb landet man schnell bei einem Stundensatz von 60 EUR netto, der in der Medienbranche oft als Minimum genannt wird. Manchmal geht man als Freiberufler Kompromisse ein, aber grundsätzlich muss sich die Freiberuflichkeit rechnen. Die freie Wirtschaft lechzt nach gut ausgebildeten und erfahrenen Mitarbeitern. Warum dieser Nachfrage nicht einfach nachgeben? Das tut man nur so lange nicht, wie eine freiberufliche Tätigkeit ein höheres Honorar verspricht. Vergesst irgendwelche idealistischen Gründe – die gibt es nicht. Und wenn ihr tatsächlich jemanden finden solltet, der sich weit unter 60 EUR pro Stunde verkauft, dann bekommt ihr eben auch nur eine entsprechende Leistung.

Liebe Auftraggeber, wenn ihr also das nächste Mal einen Freiberufler engagieren möchtet und dieser einen „unverschämten“ Stundensatz verlangt, denkt an den Spargel.

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